04.07. 2018, Engelmannsfels (Westen, freistehend)
Am Engelmannsfels konnte ich sehr gut vor der Sonne in die schattige Westwand flüchten („Hexenfeuer“ befindet sich auf der Ostwand, endet mit Abseilring). Pfalzneulingen ist dieser Fels nicht zu empfehlen. Es gibt den einen oder anderen Runout, das Gestein ist mal mehr und mal weniger brüchig und das Anbringen der mobilen Sicherungsmittel erfordert ein ums andere Mal erhöhte Aufmerksamkeit. Ebenfalls steht man nicht immer bequem und Zeit dafür.
Längere Trockenheit ist zusätzlich von Bedeutung, um zu den letzten Ringen (Abseilern) der Touren oder gar zum Gipfel zu kommen. Auf den Wülsten oben braucht es Reibung, es wachsen Grünzeug, Moos und Flechten. Meiner Meinung nach ist die Skizze im aktuellen Kletterführer nicht ganz korrekt, sowohl bei den Linien als auch bei den Ringen. Ein Blick auf die Tourendatenbank der Pfälzer Kletterer ist sehr hilfreich.
Wer mit dem Pfalzklettern vertraut ist findet am Engelmannsfels eine sehr schöne Tagesbeschäftigung. Auf dem westl. Band unter dem Gipfel gibt es drei Ringe, an denen man Abseilen bzw. Nachholen sollte. Einer zwischen den beiden „Westwänden“, einer am Ende von „Sündenfall“ und einer über dem „Kleinen Westriss“ an einem Baum (2. Ring der Route).
Über den „Normalweg“ kann nahezu jeder auf den Gipfel gelangen. An geschlagenen Griffen und Tritten geht es lang und schön bergauf. Abklettern ist deutlich anspruchsvoller, Abseilen vom Gipfel sollte bevorzugt werden. Die schönste Linie am Fels ist die „Neue Westwand“. Zunächst ein technisches Riss-Einstiegs-Problem gefolgt von feiner Wandkletterei (dunkle Ringe) und einem klassischen Rissabschluss. Gut abzusichern. Der „Sündenfall“ zweigt nach dem Einstiegsriss ein wenig ab hin zum silbernen Ring. Weite und kräftige Züge im Senkrechten. Oben raus gibt es noch einen pfalztypischen Reibungsausstieg. Keine leichte 6+ und eine Scharfenberger-Route. Also mal weiter weg von den Sicherungen. Die Placements sind ok, jedoch nicht Bombe und anstrengender zu verbauen. Im „Kleinen Westriss“ muss man schon mal hinlangen. Insgsamt ein ganz netter Riss, leider zu brüchig für wahre Feude oder eine Empfehlung. Die „Alte Westwand“ beginnt mit einem sandigen Trau-Dich-Einstieg, der sich schnell gut auflöst und mit Cam 0.3 am Start und 2.0 im Riss gut abzusichern ist. Anschließend geht es ein wenig durch Bruch bis zum Verschneidungserker, der Schlüsselstelle der Tour. Es gab hier wohl einen Griffausbruch, die Bewertung von 7- passt aber weiterhin. Ein sehr technisches Problem mit einer kleinen Querung zum Ring. Fein! Der glatte kurze Riss raus ebenfalls nochmal schön.
Empfehlung: „Neue Westwand“ bis zum 2. Ring, anschließend zum silbernen Ring von „Sündenfall“ und zu dessen Umlenker. Durchgängig wunderbare, anspruchsvolle Kletterei.
Zum Abschluss kletterte ich noch „Hexenfeuer“ in der Direktvariante (Runout). Die Tour ist gut, jedoch die Gesteinsqualität sehr bescheiden. Man hat ständig Angst es bricht etwas ab. Obendrauf sind der 1. Ring und insbesondere der Abseilring schwer einzuhängen. Crux ist direkt am ersten Ring und die ist richtig hart für 7. Sehr hohes Antreten inklusive, aber vielleicht fehlt auch mittlerweile ein Griff oder Tritt. Der kurze „Henkel“-Überhang zum Abseiler hin pumpt sofort die Arme auf.
*** | Normalweg | 1 | „modelliert“ rauf auf den Gipfel | |
Kleiner Westriss | 6 | onsight (solo-toprope) | ganz nett, jedoch sehr brüchig | |
* | Sündenfall | 6+ | onsight (solo-toprope) | kräftige, senkrechte Kletterei, Reibungsausstieg |
** | Neue Westwand | 6+ | onsight (solo-toprope) | Riss, Wand, wieder Riss, super Tour |
* | Alte Westwand | 7- | onsight (solo-toprope) | Crux = techn. Verschneidungsschmankerl, Riss |
* | Hexenfeuer | 7 | rotpunkt (solo-toprope) | harter Einstieg, brüchig, Umlenkerclip schwer |