22.09./25.09. 2017, Backelstein (Südwand, freistehend)
Großartige Linien und Weltklasse-Kletterei am Backelstein. Kletterhimmel pur.
Am Freitag stand die „Große Südverschneidung“ auf der Agenda. Die Route entpuppte sich als anspruchsvoller Verschneidungs-Traum. Man sollte die Tour weder technisch, noch von der Absicherungsseite her unterschätzen. Wer beides mitbringt, schwebt auf Wolke 7. Je nach persönlicher „Runout“-Toleranz werden weniger oder mehr große Friends benötigt (Camalot 3.0/4.0 möglichst doppelt). Dazu noch ein normaler Satz von 0.3 bis 2.0 sowie 60er/120er Sanduhrschlingen (im breiten ungesicherten Teil lässt sich ein Ring der Nachbarroute clippen). Als fingerkräftigsten Part empfand ich direkt den Einstieg. Danach reiht sich ein wunderbares Bewegungsproblem an das andere. Man steht gut und kann die Züge entsprechend vorausplanen. Eile ist nicht nötig. Da ich nur jeweils einen 3.0/4.0 Cam habe, kletterte ich den langen Riss in „Cam-Mitführ-Wechsel-Technik“. Also die Cams während des kletterns abwechselnd mit nach oben führen. Klappt hier sehr gut und am Sanduhr-Rastpunkt hat man beide weiterhin zur Verfügung für den folgenden Abschnitt. Falls nötig kann man sich hier ablassen und Material nachholen.
Oben angekommen hängte ich mir als zweite Tour des Tages den nordseitigen „Falkenriss“ ein. Den Vorstieg sollte man eher im Sommer einplanen, mittlerweile ist der Platteneinstieg sehr schmierig (jedoch kletterbar). Vom Material her wird ebenso einiges, besonders wiederum große Cams benötigt. Ganz genau habe ich mir das nicht angesehen. Die Schlüsselstelle ist der erste Riss. Eine sehr kraftvolle Piaz-Prüfung mit weitem Blockierzug zum Rettungsgriff. Heftig und richtig gut. Auch der zweite Riss ist klasse, dabei deutlich leichter und eher technischer Natur. Dazwischen gibt es gute Rastpunkte. Eine ebenso anspruchsvolle, saustarke Route.
Am Montag ging es in die „Direkte Herbstroute“. Für mich bis jetzt der schönste Pfalz-Klassiker. Genial. Viele Ringe sind vorhanden, einen Satz Cams und Keile einpacken und los geht es. Etwas Obacht, Pfalz 6+ ist eben Pfalz 6+. Hier eher technisch, wer sich ungelenk anstellt macht jedoch schnell den 7. Grad auf. Krafteinsatz und etwas Mut ist verlangt zum 1. Ring. Am 3. Ring erfolgt der anspruchsvolle Quergang, gut stehen ist gefragt, um diese kleingriffige Technik-Passage zu überwinden. Hier unbedingt einen Keil 5/6 bereithalten, um im Falle eines Falles ein größeres Pendeln zu vermeiden. Passieren wird auch ohne Keil nix. Es folgt eine wunderschöne Piaz-Riss-Verschneidung, ehe man großgriffig quasi aus einer Höhle heraus klettert in den abschließenden typisch pfälzischen Wulst-Teil. Für eine Seillänge benötigt ihr ein 70m Seil, es sind über 60m Kletterweg.
Abschließend kletterte ich noch fix „Krümelmonster“ sowie den „Platteneinstieg“ im Toprope vom Stand der Herbstroute aus. Beides gut, der Platteneinstieg wird ebenso wie der Falkenriss langsam schmierig. Besonders das wackelige Reibungsklettern im „Krümelmonster“ ist klasse, auch wenn es mittlerweile recht ausgetreten ist.
*** | Gr. Südverschneidung | 5+ | onsight (solo-vorstieg) | anspruchsvoller Verschneidungs-Traum |
* | Platteneinstieg | 6- | onsight (solo-toprope) | gute Platte und Verschneidung |
** | Krümelmonster | 6 | onsight (solo-toprope) | technische Reibungskletterei, wackelig |
** | Falkenriss | 6+ | onsight (solo-toprope) | unten plattig, oben 2 starke Risse |
*** | Dir. Herbstroute | 6+ | onsight (solo-vorstieg) | Kletterhimmel, sehr vielseitig, luftig |