03.11. 2017, Luger Friedrich (Süd-Ostwand / Nord-Westwand, freistehend)
Nochmals richtig gute Bedingungen in der Pfalz. Am Ende des Tages ist man wieder einmal schlauer, was 6+ in der Pfalz bedeutet und von einem fordert.
Zunächst lag mein Fokus auf der „Talkante“. Dieser Klassiker lässt sich idealerweise in drei Seillängen klettern. Benötigt werden jeweils ein Satz Keile und Cams. Erfahrung damit sollte vorhanden sein, ebenso eine gewisse Vorstiegstoleranz in gemäßigtem Gelände. Zum ersten Stand geht es ringlos und technisch nicht unbedingt trivial. Das Gelände sieht einfacher aus, als es dann tatsächlich ist. Hirn einschalten und sauber klettern. Die zweite Seillänge ist mit Ringen bestens gesichert und stellt den schwersten Abschnitt dar. Wunderschöne, technisch betonte Kletterei die durchaus sehr anhaltend ist. Am Ring vor dem Dächlein zügig nach links zur Kante queren, nicht gerade hoch in den Bruch. Hier ist etwas Orientierungssinn gefragt. Anschließend wartet der nächste Stand. Ein wenig links davon befindet sich ein kleiner Rissüberhang, in dem sich gut Sicherungen legen lassen (wer mag kann den klettern – sehr knackig). Die Linie an sich verläuft zunächst 1m rechts davon über die Platte (großes Lettenloch). Danach geht es Richtung Kante und später links davon zum Gipfel. Einfache Kletterei, aber Sicherungen lassen sich kaum noch anbringen. Wer 2m aus der Linie nach rechts raus klettert, kann einen Ring der Nachbarroute einhängen, gibt jedoch Seilzug. Ein luftiges Finale. Insgesamt äußerst lohnend.
Auf dem Gipfel konnte ich mir das Seil jeweils für die folgenden Routen vorhängen. Die Absicherung der Routen für den Vortieg sollte gut zu bewerkstelligen sein. Zunächst war „Perestroika“ an der Reihe. Rundum lohnend, sowohl technische als auch recht athletische Kletterei. Die Schlüsselstelle ist das heftige kleine Dächlein. Im ersten Versuch habe ich leider einen Griff übersehen. Schon arg, geht anderswo wahrscheinlich als 7 durch. Anschließend war ich eigentlich schon platt, wollte mir jedoch unbedingt noch die „Alte Westwand“ ansehen. Diese Tour macht ebenso richtig Spaß – bis auf die Crux. Eine enorm kraftbetonte Kletterei – auch das kann 6+ sein. Die Schlüsselstelle (vorletzter Ring) ist für den Schwierigkeitsgrad ein Witz. Was eine Wulst! Der Ring dafür ist äußerst bescheiden einzuhängen, unbedingt eine steife Exxe mitnehmen. Sehr bouldrig und würgig. Sloprig und kieselig. War an diesem Tag für mich nicht mehr drin, Akku leer. Aber auch frisch ist das sicherlich ein Brett. Zunächst im Toprope rumprobieren ist womöglich ratsam (alternativ mittels Exxe technisch drüber klettern).
* | Alte Westwand | 6+ | kräftig gut, „spezielle Crux“ | |
* | Perestroika | 6+ | rotpunkt (solo-toprope) | technisch, athletisch, heftige Dach-Crux | *** | Talkante | 6+ | onsight (solo-vorstieg) | mal knackig, mal Genuss, ein Klassiker |