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Wilgarts. Rauhbergpfeiler – 2

23.11. 2018, Wilgartswieser Rauhbergpfeiler (Süden, freistehend)

Auf ein Neues traumhaftes Herbstwetter! Seil eingehängt und los ging es.

Der „Traumweg“ teilt sich in technische Platten- und Wandkletterei einerseits und einen kurzen, knackigen Ausstiegsüberhang andererseits. Durchweg wunderbares klettern, leider gefährlich. Wieso kann man so eine Route nicht einfach sanieren und das E2 beerdigen…
Die technische Crux wartet am 1. Ring, zwei kräftige Züge gilt es am letzten Ring zu bewältigen. Ausdauer ist nicht gefragt.

Alle weiteren Routen sind mit ergänzenden Mitteln vernünftig zu sichern. Rechts neben dem „Traumweg“ verläuft an der Kante und durch die kleine Überhangsverschneidung eine neue Tour. Es lohnt sich. Zunächst technisch fein, ab dem 1. Ring am Beginn des Überhanges wird es kräftig, pumpig und schwer. Gefühlt mehr Gewürge und unorthodoxes klettern denn saubere Züge, jedoch spannend. Leider ist der Fels in diesem Bereich etwas keksig. Dafür sind die Ringe da.

Der relativ kurze „Seitensprung“ ist besser als ich zunächst vermutete. Eine wirklich intelligente Kantentour mit ausgezeichneten Bewegungen. Für „Gretel“ benötigt man ein wenig dynamische Überzeugungskraft am Beginn, ansonsten ist die Route sehr gängig und man kann sie durchaus mal machen.

Den Klettertag rundete ich mit der klassischen „Ostwandverschneidung“ ab. Super Riss-Verschneidungs-Klettern. Es lassen sich unzählige Sicherungen unterbringen. Die schwierigen Stellen sichern zudem zwei Ringe ab. Daumen hoch! Jedoch erkläre mir doch bitte jemand vernünftig warum hier zwei Ringe hängen, wo es mobile Placements gibt, und anderswo im Zweifel man Kopf und Kragen riskiert. Ist es nicht langsam an der Zeit zu akzeptieren, das Klettern von Männern, Frauen und Kindern betrieben wird. In der Regel onsight von unten in die Routen eingestiegen wird und nur die wenigsten dabei ihre Gesundheit riskieren wollen? So viel Neuland gibt es nicht mehr. War es früher eventuell erstrebenswert und befriedigend eine kühne Route sich zu erarbeiten und erst zu begehen greift heute die Vielzahl der Kletterer „gezwungenermaßen“ auf den Bestand zurück. Und für sehr viele ist der Reiz das Onsight-Klettern bzw. sich von unten empor zu arbeiten. Wieviele dieser kühnen Routen wurden denn rein von unten begangen? Ohne sich bestimmte Stellen vorher genauer zu betrachten, Placements unter die Lupe zu nehmen oder „Rettungsringe“ an der Seite zu haben? Und falls nicht, wie vertretbar war die ganze Unternehmung dann hinsichtlich bspw. Angehörigen? Ich finde es ganz ehrlich lächerlich sich ständig auf die „Regeln“ der Vergangenheit zu berufen. Es gibt die Tradition, das Heute und die Zukunft. Und für diese Koexistenz müssen Lösungen her. Nichts darf/sollte verschlafen werden wie in der Politik üblich. Bestes Beispiel die über zweijährige Sperrung der Salierbrücke bei Speyer ab Januar 2019. Das war alles nie absehbar….jeder Politiker verdrängte nötige Handlungen…nach mir die Sinnflut! Mit mehr Schäden und mehr Kosten.

Ich danke jedem zusätzlichen Ring und Umlenker in der Pfalz! Ich wäre gerne bereit mich bei dieser Tätigkeit nützlich zu machen, wenn man nicht ständig gegen Sicherungsstarrsinn anzukämpfen hätte. Schaut euch doch eine Vielzahl der Ringe an! Überlegt was in Zukunft da alles zu tun sein wird. Allein was Herr Cron alles ersetzt und zusätzlich installiert hat. Wie würde es ohne diesen Einsatz aussehen….Danke!

Was ist tragfähig für die Zukunft aus Sicherungssicht? Meiner Meinung nach nur eine fortwährende Sanierung und Ergänzung der Ringe. Ich habe da in den letzten Jahren einige Exemplare gesehen wo ich nicht reinknallen möchte. Beiseite schauen hilft nicht weiter! Keiner möchte Verletzte oder Tote haben weil irgendwann ein Ring aus Altersschwäche einen Sturz nicht abfängt. Oder man Felsen sperren muss (Stichwort „Salierbrücke“) weil man mit der Sanierung nicht hinter her kommt. Oder durch Griff und Trittausbruch es brandgefährlich wird, weil keine vernünftige Sicherung unterhalb zur Verfügung steht. Zukünftige Kletterer werden stärker und stärker werden, dass Klettern an der Sturzgrenze wird mehr und mehr zum Standard werden. Dieser Ansatz ist an sich deutlich gesünder und vernünftiger als E2 zu riskieren. Nein, die Pfalz muss keine Kletterhalle werden! Es darf auch gerne die ein oder andere kühne Route geben. Sicherungsabstände können durchaus weiter sein. Jedoch gegeben muss sein, dass ein Sturz möglichst nicht verletzungsträchtig ist. Wenn das Herz in die Hose rutscht, damit kann ich durchaus LEBEN. Das Prinzip einer funktionierenden Sicherungs-(Rettungs-)kette ist doch was Feines, oder? Auch das Versagen eines Rädchens sollte kompensierbar sein (Griffausbruch, wandernder Cam, sich lösender Keil, usw.).

Eine ähnliche Diskussion und Tätigkeit sollte es hinsichtlich der Wahl der Ringe geben. Dabei bin ich kein Experte und lasse mich gerne bilden und belehren. Soweit ich bspw. die Broschüre „Bohrhaken 2009“ vom Alpenverein verstehe sind lange Klebe-(Verbund-)haken wohl eine sehr gute Wahl für den Sandstein was Festigkeit, Rostschutz und Dauerhaftigkeit angeht. Wäre es nicht sinnvoll, falls jenes die beste Lösung ist dies festzuschreiben? Und ja es ist teurer und das Setzen erfordert Kenntnisse! Aber wecken viele der betonierten Ringe mit Rost am Felsansatz und teils Rissen und Feuchtigkeit im Beton dauerhaft Vertrauen? Ich denke wenn hier was zum Positiven der Absicherung passiert, würden sich durchaus viele Pfalzkletterer auch finanziell beteiligen.

Nunja, ich bin wieder abgeschweift. Anlass war das E2 vom „Traumweg“. Also mit Recht meiner Meinung nach. Ich hoffe inständig das zum einen in Zukunft keinem etwas passiert beim Klettern in der Pfalz und zum anderen, dass die Pfalz es versteht ein freundliches, gesichertes sowie familienfreundliches Kletterziel eigentlich mehr zu werden als zu bleiben. Vieles ist noch „mutige/unvernünftige“ Männerdomäne. Es gäbe die Möglichkeit besser und zukunftsfähiger zu werden. Nahezu alle Felsen könnten attraktiv sein und mit gutem Gewissen vorsteigbare Routen beherbergen. Oder wollen wir lieber unvernünftig bleiben und weiter die Seilsäcke als Malle-Handtücher missbrauchen? Auch Routen-(Toprope-)blockierungen müsste es nicht geben, gäbe es schlicht mehr vernünftige Optionen.

** Ostwandverschn. 5+ onsight (solo-toprope) klassische Rissverschneidung
* Gretel 6+ onsight (solo-toprope) dyn. Beginn, kann man mal machen
** Seitensprung 6+ onsight (solo-toprope) intelligente Kantentour, nicht leicht
* Neutour 7+ onsight (solo-toprope) techn. Kante, pumpiger Überhang (knusprig)
** Traumweg 8- onsight (solo-toprope) technisch, Platte + Waben-/Henkelüberhang

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