17.09./26.09. 2018, Jungturm (Nord-West)
Schon lange geisterte der „Studentenweg“ am Jungturm in meinem Gehirn herum. Schluss mit geistern, hin und los. Leider mit Nachwirkungen einer Erkältung. Schon krass, welcher Unterschied in Summe sich ergibt, ob man fit ist und die Route kennt oder etwas kränkelt und alles unbekannt ist. Am 17. konnte ich nicht alle Einzelpassagen durchgängig klettern. Die Route am Stück schien Utopie, da meine Arme sich ständig aufblähten. Aber ich wusste aus Erfahrung, an sich könnte was gehen. Dran bleiben und vor allem positiv denken!
Gesagt und getan. Heute griff ein Rädchen ins andere und es lief nahe am Optimum, bei allerbesten Bedingungen. Letztendlich gibt es nur einen Zug – im größten Überhang links blockieren (Hook links) und mit rechts auf die kleine Leiste ziehen an dem die Tour für mich scheitern kann. Eine reine Ausdauerfrage, genau dort brauche ich mit links noch genügend Kraft. Und es reichte! Yes!
Alles andere konnte ich heute sehr sicher und kontrolliert klettern. Schon überraschend im Vergleich zum letzten Besuch. Andererseits auch wieder nicht. Die geniale Linie ist insgesamt sehr athletisch und anhaltend. Viele technische Passagen reihen sich aneinander. Nicht in dem Sinne technisch, um überhaupt durch zu kommen, sondern viele kleine Details mit dem Zweck Kraft zu sparen. Steht man nicht über den Dingen kostet jedes nicht optimierte Puzzleteil soviele Körner, dass irgendwann einfach nix mehr geht. Die „Ruhepunkte“ einfach nicht mehr ausreichen, um den Pump zu verhindern oder soviel Power zu regenerieren, um die Technik sauber anzubringen. Das ist eines der Schlüsselelemente dieser Route.
Eine wunderschöne Norm 8-. Dem laut Kletterführer „dankbar für den Grad“ kann ich in dem Sinne zustimmmen, dass es keine wirklich harten Züge gibt. Jedoch kennt man die Route nicht, ist es schon sehr harte Arbeit überhaupt erstmal hoch zu kommen, wenn es den Leistungsbereich darstellt. Pfälzer Hakenabstände und wie bereits erwähnt unglaublich viele Möglichkeiten viel zu viel Kraft in der Wand zu lassen.
Heute habe ich mir das Seil über den „Kirschnerweg“ nach oben befördert. Das ist deutlich angenehmer als das E1/E2 Abenteuer „Fritz-Mann-Weg“. Viele klettern diesen (glaubt man der Abnutzung) wohl bis zum 2. Ring. Das ist recht gediegen. Richtig los geht es erst danach. 4m luftige Rechtsquerung, Sicherung einhängen an einem alten Schlaghaken und einem guten Cam. Nun 3m in einer Art Rissverschneidung nach oben – die Schlüsselstelle der Route und nicht einfach. Nerven beruhigen, ganz ordentlichen Cam legen und wieder 3m nach links zurück queren. Bomben-Cam legen und nochmal sportlich fordernd über die Wulst aussteigen. Meine Herren, Pfalz klassisch 4! Ich bin froh nicht ganz unerfahren in diesem Metier zu sein, da muss man schon ruhig bleiben. Absolut nix für Neulinge. Weite Abflüge möglich. Wieder einmal die Frage, muss das denn sein? Wieso nicht einfach noch einen Ring in die Querung, der im Zweifel die Gesundheit wahrt? In der jetzigen Situation wird nur der Absturz verhindert. Mich nervt das und deswegen klettert es kaum jemand obwohl es wirklich eine schöne Sache ist. Vom Seilzug im Vorstieg ganz zu schweigen, den ein solcher Ring deutlich verringern würde. Autos fahren mit Airbags, Aufprallschutz, Sicherheitsgurten und was weis ich aber hier wird schön 1911 gespielt….wenigstens mit Cams….dafür ohne multiple Schlaghaken….jedoch wieder mit modernder Ausrüstung….witzig, oder? Also werte traditionelle Herren, entweder Hanfseil, Hammer und Bergstiefel raus und richtig klassisch oder eben vernünftige, die Gesundheit schützende Ringe setzen und zeitgemäß klettern – alles andere ist doch Schmarrn, oder? Keinen Spurfahrassistent, Rückkamera oder Airbag, aber einen ordentlichen Sicherheitsgurt mit sinnvollen Straffungspunkten!
* |
Fritz-Mann-Weg |
4 |
onsight (solo-vorstieg) |
klassisch, moralische Querung + Crux |
*** |
Studentenweg |
8- |
rotpunkt (solo-toprope) |
geniale Linie, ausdauernd, techn. Einzelstellen |